KANU-AKTUELL

Wildwassertraining - aus der Jugendperspektive

Noch nie von dieser Stadt gehört? Tja, ich auch nicht. Wer hätte geahnt, dass ich diesen Trip nicht so schnell wieder vergessen werden würde.

Nach den Sommerferien steht die Jugendausfahrt der Kanuten der SV 1845 Esslingen im Programm und auch dieses Jahr ging es ins Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz an den Slalomkanal nach Hüningen. Eine Teilnehmerin berichtet von ihren ersten Erfahrungen auf dem wilden Wasser:

Am 18. September war es dann endlich soweit. Nach etwa 3 Stunden Autofahrt bis zur deutsch-französischen Grenze, hinter der irgendwo im Nirgendwo unser Campingplatz lag. Da es schon dunkel war, haben wir unsere Zelte umgehend aufgeschlagen. Der Campingplatz bietet wunderschöne Sicht auf die Sterne, ist aber umgeben von der Autobahn, einem Flughafen und einer Glocke, die bis um 12 Uhr nachts alle Viertelstunde schlägt.

Am nächsten Tag bin ich schon im Angstschweiß aufgewacht, da der Kanal in bedrohliche Nähe rückte. Nach einer kurzen Fahrt zum Kanal des Schreckens wurden wir direkt enttäuscht. Unsere Reservierung hatte nicht funktioniert und somit bekamen wir kein Trikot und somit auch keinen Zutritt. Pech. Auf Grund von Corona ist die Anzahl der gleichzeitigen Paddler auf dem Wasser begrenzt. Um 16 Uhr waren noch Plätze frei, weswegen wir die Zeit noch etwas anders totschlagen mussten. Also sind wir zu einem Bäcker, der laut eigener Aussage die besten Pain au Chocolat der Welt hat. Danach haben wir einige lustige Bilder auf der Europabrücke gemacht und bemerkt, dass Rost vom Geländer ziemlich auf Klamotten abfärbt. Nachdem unser Trainer mir beigebracht hat, wie ich zu kentern habe, bzw. wie ich dann auch dem Boot rauskomme, sind wir dann langsam vorsichtig in den Kanal gefahren. Danke an meinen Trainer, der sich von mir meine Fingernägel in seinen Arm krallen hat lassen. Hast du gut gemacht! Dann gings an die eigentliche Aufgabe. Kehrwasser fahren. Das konnte ich sogar allein üben, bis ich dann das erste Mal gekentert bin. Meine Hand hat schneller den Riemen an der Spritzdecke gezogen als ich es überhaupt realisiert habe. Gott sei Dank. Da am superglatten Beton am Rand natürlich keine Treppe war, musste ich wie eine fette Robbe aus dem Wasser gezogen werden. Und natürlich hat jeder zugeschaut.

Nach dem Schreck sind wir noch weiter unten im etwas ruhigeren Wasser gefahren und manche von uns waren sogar noch freiwillig den Kanal runterschwimmen. Irgendwann war selbst damit Schluss und wir haben beobachtet, wie das Wasser aus dem Kanal gelassen wurde. Witzig, wie da einfach der Hahn zugedreht werden kann.

Als wir abends auf dem Campingplatz waren, gab es leckere Nudeln. Danach haben wir noch ziemlich lange zusammengesessen und uns über den erlebnisreichen Tag unterhalten.

Am nächsten Tag, dem letzten, hatten wir glücklicherweise reserviert, weswegen wir auch direkt auf den Kanal konnten. Ihr müsst wissen, direkt am Anfang des Kanals ist eine Walze aus Wasser, sodass man sich auch ja nicht alleine da rein traut. Folglich haben ich und mein Trainer wieder Päckchen gespielt, natürlich nur weil ER so viel Angst hatte. In Folge des Päckchens sind wir beide an der letzten Walze, die sogenannte ,,Arschloch- Walze“ hängengeblieben und einer von uns zwei ist gekentert. Na ratet mal wer.

Danach haben meine Füße eine halbe Stunde lang gezittert, weswegen ich lieber den Kanal von außen betrachtet und für abgehackt befunden habe. Einer unserer Trainer hat sich dann sogar ein neues Boot gekauft. Die Wahl stand zwischen Tomate oder Karotte. Ich war für Karotte. Er hat Tomate genommen.

Da ich unter dem Strich eine ganz gute Bilanz ziehen konnte, hab ich auf der Rückfahrt immer fröhlich dem anderen Auto zugewunken, wenn wir es mal wieder überholt haben. Wir sind dann auch sicher und heil zuhause angekommen. Ich freue mich schon auf die bescheuerten Fotos von uns. Hasta la vista.

von: Laura Rau

Gemeinsam durch die Walze - auf dem Wildwasserkanal; Foto: Anton Hoch